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Bericht und Foto: Christoph Ziechaus, BBZ
Impulse für die Wochenmärkte
Sind die Wochenmärkte mit ihren regionalen bäuerlichen Erzeugern in ihrer Zusammensetzung und in ihrem Bestand gefährdet? Unter anderem um diese Frage ging es bei einer Tagung vergangene Woche in Horb.
Bei der von der privaten Initiative „Kulturgut Wochenmarkt“ organisierten Veranstaltung wurde davor gewarnt, dass immer mehr regionale Erzeuger und Gärtner ihre Marktstände aufgeben. In der Folge kommen Händler und Handelsware. Nach Untersuchungen der Initiative – hinter der Jochen Braasch von der Online-Plattform GustoRegio und Elmar Fetscher von der Online-Plattform Genuss im Süden stehen – betrifft das nicht nur Erzeugerbetriebe mit Gartenbau und Lagergemüse, sondern auch Landwirte mit Backhaus auf dem Hof oder eigener Schlachtung. Dem Verschwinden von bäuerlichen Erzeugnissen will die Initiative entgegenwirken mit ihrem eigenen Label „Kulturgut Wochenmarkt“. In der Vereinbarung zur Zeichennutzung durch Trägervereine und Marktbetreiber – wie Städte und Gemeinden – werden die Details zur Absicherung aufgeführt.
Viele Märkte besucht
Über 50 Märkte und 800 Beschicker hat Jochen Braasch besucht. Verantwortung, Wertschätzung und Kommunikation seien die wichtigsten Aspekte, wenn es um den Erhalt einer lebendigen Wochenmarkt-Kultur geht, so sein Fazit daraus. In vielen Kommunen wurde die Verantwortung für den Wochenmarkt vom Ordnungsamt in den Bereich Wirtschaft, Stadtmarketing und Tourismus verschoben. Das bestätigte Oberbürgermeister Peter Rosenberger für Horb in seiner Begrüßung. Die Stuttgarter Landwirtschafts-Staatssekretärin Sabine Kurtz sieht in den Wochenmärkten wichtige Standorte für den direkten Kontakt zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Dabei könnten Erzeugnisse von Höfen und Gärtnern probiert und das Wissen über Nahrungsmittel direkt vermittelt werden.
Gärtner Thomas Wiedmann musste 2023 seinen Marktstand in Aalen zugunsten seines Hofladens aufgeben, weil keine geeigneten Nachfolger zu finden waren. Die Präsenz von Erzeugern sei wichtig, um deutlich zu machen, dass Gemüse und Obst aus der unmittelbaren Umgebung kämen, sagte er. Allerdings seien Stände oft nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben, wegen zusätzlicher Auflagen und hoher Personalkosten. Einige Städte und Gemeinden hätten den Wert von Wochenmärkten erkannt und verbesserten ihre Kommunikation dazu mit eigenen Listen von Beschickern und der Suche nach Nachfolgern, hieß es auf der Tagung. So gebe es auch Neueröffnungen wie einen Abendmarkt in Nürtingen oder einen neuen Wochenmarkt in Wolfegg.
Österreich verfolge in der Politik trotz EU-Vorgaben auch eigene Ziele; in Vorarlberg fördere man unter „Ländle Bur“ mit über 130 Erzeugern kleinbäuerliche Strukturen mit eigenem Anbau auf den Märkten in Bregenz und Bludenz. Ein Umdenken sei dringend notwendig, riet Siegfried Pöchtrager von der Universität Wien zu eigenen Initiativen mit mehr Gemeinsamkeit der Beschicker. Auch in Deutschland müssten Landwirtschaft und Ernährung in die Herzen der Konsumenten finden. Unabhängig Denkende müssten sich in der Wertschöpfungskette in offenen Begegnungen zu Kooperationen zusammenschließen, um in eine Richtung zu arbeiten.
Vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frankfurt (FiBL) stellte Judith Hildebrandt einen Leitfaden für zukunftsfähige Marktformate vor. Neben rechtlichen Grundlagen enthält er Konzepte und Positivbeispiele für lebendige Märkte. Zu Kriterien für Regionalität und Direktvermarktung werden Standquoten nach Warengruppen und Kurzzeitplätze nach Saison empfohlen.
Für den Münstermarkt in Freiburg stellte Barbara Schneider die Frühstückstour vor. Bei diesem Rundgang führe sie am Samstagmorgen etwa 20 Besucher an Stände, die Käse, Wurst, Fisch, Kuchen, Antipasti oder Weinproben anbieten. Nach diesem runden „Genusserlebnis“ von etwa drei Stunden gingen die Besucher zu 49 Euro nicht nur satt, sondern auch zufrieden und gut informiert nach Hause.
Als langjährige Marktbeschicker hoben Imker Christoph Koch aus Oppenau und Gärtner Klaus Umbach aus Heilbronn die Bedeutung ihrer Vermarktung über regionale Märkte hervor, die von den Trägern und Beschickern mit ihren Erzeugnissen besser beworben werden müssten. Zu einem gemeinsamen Auftritt gehörten Gastronomie und gute Verpflegung sowie ausreichend Parkplätze in der Nähe.
Veröffentlichung des Artikels auf unserer Website mit freundlicher Genehmigung der Badischen Bauern Zeitung. www.badische-bauern-zeitung.de
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