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Wochenmarktgespräche in Pforzheim
Staatssekretärin Sabine Kurtz, Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Pforzheim sowie Jochen Braasch und Elmar Fetscher von der Initiative „Kulturgut Wochenmarkt“ trafen sich am Mittwochvormittag zu einem gemeinsamen Rundgang auf dem Pforzheimer Wochenmarkt. Dieser gehört zu den großen Wochenmärkten in Baden-Württemberg und findet wöchentlich mittwochs und samstags jeweils von 6 bis 13 Uhr auf dem Turnplatz statt. Doch auch in der Goldstadt ist beim Thema Wochenmarkt nicht alles Gold, was glänzt. Eine Bestandsaufnahme.
Klassische Wochenmärkte leisten einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung in unseren Städten und tragen als kommunikativer Treffpunkt zur Belebung und Attraktivität von Innenstädten bei. Doch mittlerweile gehen den Wochenmärkten vielerorts still und leise die Puste aus. Die Gründe dafür sind regional unterschiedlich, aber die Sterbeprozesse laufen überwiegend ähnlich ab: Erst sinkt die Besucherfrequenz und dann verabschieden sich die Marktbeschicker. Diejenigen, die bleiben, kämpfen oftmals um ihr Überleben. Auf den Pforzheimer Wochenmarkt scheint dieses Szenario nicht zuzutreffen. Jedenfalls auf den ersten Blick.
Zukunftsfähige Konzepte sind gefragt
Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und Schirmherrin der Initiative „Kulturgut Wochenmarkt“, sowie Jochen Braasch und Elmar Fetscher kommen auf ihrem Marktrundgang mit Marktbeschickern wie auch mit dem Publikum ins Gespräch. Sie erfahren, dass der Wochenmarkt samstags in der Regel gut besucht ist und eine breite Käuferschicht abbildet. Diese setzt sich sowohl aus Bewohnern der unmittelbaren Umgebung als auch außerhalb der Stadtgrenzen zusammen.
Die Händler und Erzeuger kommen überwiegend aus der Region und bieten eine feine Produktauswahl für Leib und Seele an. Ob Fleisch und Wurst, Käse, Backwaren, saisonales Gemüse und Obst sowie Blumen, Kräuter und Gewürze: Hier wird kulinarische Vielfalt geboten – wer passende Tipps, Tricks oder Rezepte braucht, kann sie bei einem kleinen Plausch mit dem Marktbeschicker erfahren. Im Gespräch mit Händlerinnen und Händlern wird deutlich, dass sich mittwochs ein Standaufbau nicht für jeden Anbieter lohnt, da der hier anzutreffende Kundenkreis kleiner ist und eine ältere Altersstruktur aufweist. Und das in einer Stadt, die nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes bis 2040 um 5,5 Prozent wachsen soll und in der der Bevölkerungsanteil (Stand 2022) der 18- bis unter 60-Jährigen mit 71.173 Personen mehr als doppelt so groß ist, wie der Anteil der 60- bis über 80-Jährigen (34.199 Personen). Besonders auffällig sei in den letzten Monaten ein sehr preissensibles Einkaufsverhalten dieser Käufergruppe, wodurch manche Marktbeschicker einen zum Teil starken Umsatzrückgang zu verzeichnen hätten. Doch die Stadt Pforzheim schaut auch dieser Entwicklung nicht tatenlos zu. Sie sucht weitere Lösungsansätze, um den Wochenmarkt lebendig zu halten. Dazu gehören beispielsweise geringe Standgebühren für die Marktbeschicker und die kommunikative Unterstützung des Marktes durch die regionale Presse. Auch ein Ausbau von Kurzzeitparkplätzen soll den Zugang zum Markt attraktiver und bequemer für die Besucher machen. Zudem kauft die stadteigene Stadtbau GmbH gezielt Immobilien im Innenstadtbereich auf, um auf die Attraktivität der Innenstadt Einfluss nehmen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen möglichst schnell greifen, um den Pforzheimer Wochenmarkt zu stabilisieren. Dazu Jochen Braasch von Kulturgut Wochenmarkt: „Wenn wir in Baden-Württemberg vorhandene Wochenmärkte stützen und festigen oder neue etablieren wollen, müssen wir von den funktionierenden Wochenmärkten lernen.“
Braasch hat in den letzten Jahren fast 50 Wochenmärkte im Ländle besucht, um sich mit Marktbesuchern und Marktbeschickern auszutauschen. Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten – dem jeweiligen Veranstalter, das ist meistens die Stadt oder die Kommune, sowie den Marktbeschickern – nimmt für Braasch einen hohen Stellenwert ein. Er wünscht sich, dass jeder Markt als Bindeglied in der Kommunikation einen Marktsprecher zur Verfügung hat. Dadurch werden Veränderungen am Markt ständig reflektiert, so dass bei Problemen und Unstimmigkeiten rechtzeitig eingegriffen und gegengesteuert werden kann. Elmar Fetscher ergänzt: „Ich erachte den Mix aus Markthändlern und Erzeugern als wichtig, um ein interessantes Angebot auf dem Markt zu zeigen. Den regionalen Erzeugern muss die Möglichkeit geboten werden, vermehrt wieder auf einem Wochenmarkt ihre regionalen Produkte anzubieten. Wir wissen, dass sich regionale Erzeuger auf vielen Wochenmärkten bereits verabschiedet haben. Hier müssen dringend Möglichkeiten erarbeitet werden, wenn man diesen wichtigen Vertriebsweg für regionale Produkte erhalten will.“
Quelle: Kommunale Statistikstelle Pforzheim
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